Für Sie als Eltern ist es ausgesprochen schwierig, sich zum Thema Impfungen umfassend geschweige denn objektiv zu informieren.

  • Auf der einen Seite finden Sie die STIKO-Empfehlungen (www.rki.de), die sich in vielen Fällen eben nicht nur am Wohl Ihres Kindes, sondern an hehren epidemiologischen Zielen („Ausrottung der Masern“ etc.) orientieren oder Informationsbroschüren, die „gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Firma ...“ zum Beispiel auch bei den offiziellen Münchener Stellen zur Gesundheitsberatung ausliegen. Diese enge Verflechtung zwischen offiziellen Empfehlungen und Interessen der Pharmaindustrie findet einen ihrer krassesten Auswüchse zum Beispiel in der im Jahre 1999 an bayerischen Schulen abgelaufenen „Aufklärungskampagne“ zur Hepatits B „Take Care“: Schirmherrschaft: Bayerisches Kultusministerium - Finanzier: Fa. SmithKline Beecham, einer der ganz großen „Global Player“ im Impfgeschäft. Andere Länder sind hier noch etwas weiter: so kontrollierte vor ca. 15 Jahren der Leiter des Wiener Institutes für Virologie in seinem Institut offiziell die auftretenden Berichte über Nebenwirkungen des von ihm selbst erfundenen FSME-Impfstoffs (an dessen Vermarktung er natürlich verdient). Darüberhinaus gibt er als Mitglied des Obersten Sanitätsrates dann auch Empfehlungen an den von ihm beratenen Impfausschuß... . (Profil 33/1991, S 62). Auch sonst ist eines der Hauptprobleme der Impfdiskussion, dass nach wie vor das gros der Studien zu Verträglichkeit und Nebenwirkungen von Impfstoffen von der Pharmaindustrie durchgeführt oder zumindest („Drittmittelförderung“) mitfinanziert wird.
  • Auf der anderen Seite finden Sie häufig Laienpublikationen, die - von wenigen Ausnahmen abgesehen - meist undifferenziert mit einer genauso dogmatischen Argumentation und einer verengten Sichtweise wie die Impfbefürworter zu einer differenzierten und sachlichen Diskussion über Nutzen und Risiko der Impfungen wenig beizutragen vermögen.

In dieser Situation empfinden die wenigsten Eltern, dass ihnen „der Entscheidungskonflikt aufgrund der von den Gesundheitsbehörden vorgenommenen Impfempfehlung weitgehend abgenommen“ ist, wie es der Bundesgerichtshof im Jahr 2000 formulierte (Bundesgesundheitsblatt 2000).

Diese Diskussion muss für Impfungen wie für jede andere medizinische Maßnahme möglich und legitim sein, ohne als „Kindesmisshandler“ gebrandmarkt zu werden, wie es aus den Medien (auch und gerade aus der medizinischen Fachpresse) gelegentlich impfkritischen Eltern und Ärzten entgegenschallt.

Die Entscheidung, ob, gegen welche Erkrankungen und wann Sie Ihr Kind impfen, liegt einzig und allein bei Ihnen als Eltern! Um sie verantwortungsvoll treffen zu können, bedarf es der Information und des persönlichen beratenden Gespräches mit einem qualifizierten Arzt.

Das vorliegende Skript soll dieses Gespräch auf keinen Fall ersetzen - es ist der Versuch, sachlich über Impfungen zu informieren, Fakten und Zahlen aufzuführen, die zusammenzutragen Laien noch schwerer fällt als Fachleuten. Aus diesem Grunde finden Sie im folgenden auch keine Impfempfehlungen - die für eine Impfentscheidung maßgeblichen Überlegungen sind zu individuell und können meiner Erfahrung nach nur im persönlichen Beratungsgespräch ausreichend berücksichtigt werden.

 

Literatur

Bundesgesundheitsblatt. 2000,43:519-524