Am 22.07.2016 erscheint in der SZ ein Artikel über eine Zunahme von Mumpsfällen im München. Hier ein Leserbrief, der am 23.07.2016 bei der SZ eingereicht wurde.
Bei einem Kleinkind, das im Alter von 14 Monaten gegen Mumps geimpft wurde (als MMR-Impfung, Mumps-Impfstamm Jeryl Lynn), kam es durch die Impfung zu einer schweren, chronisch verlaufenen und letztendlich tödlichen Hirnentzündung (Panenzephalitis) (Morfopoulou 2017).
Die amerikanische Gesundheitsbehörde, das CDC, hat jetzt eine dritte Mumpsimpfung empfohlen für "persons previously vaccinated with 2 doses who are identified by public health authorities as being part of a group or population at increased risk for acquiring mumps because of an outbreak" , also (noch?) nicht als allgemeine Empfehlung, sondern nur für während eines Mumpsausbruchs besonders gefährdete Personen (MMWR 2018).
Spätestens seit der Forderung des Deutschen Ethikrates, als Grundbedingung für jede Form von Masern-Impfpflicht bräuchte es zunächst (wieder) einen Masern-Einzelimpfstoff, ist das Problem der fehlenden Einzelimpfstoffe wieder auf der Agenda der Impfdiskussion. Auch ein Einzelimpfstoff gegen Mumps würde viele der aktuellen Probleme mit der Erkrankung lösen.
Weiterlesen: Mumps-Einzelimpfstoff - Bedingung für eine intelligente und nachhaltige Impfstrategie
Bei der Epidemiologie der Mumps lassen sich viele der Phänomene beobachten, vor denen Kritiker der flächendeckenden Impfungen gegen so genannte Kinderkrankheiten warnten und warnen:
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Vor Beginn der Mumpsimpfung lag das Haupterkrankungsalter bei 5 - 9-jährigen Kindern (RKI 2013), 90% der Bevölkerung hatten Mumps bis zum 14. Geburtstag, also in einem Alter, in dem die ohnehin seltenen Komplikationen noch selterner sind, durchlebt (Quinlisk 2010).
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Laut Robert Koch Institut liegt in Europa in den letzten Jahren das Haupterkrankungsalter zwischen 15 und 19 Jahren (RKI 2013).
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Diese so genannte "Rechtsverschiebung" im Erkrankungsalter zeigte sich auch in den größeren Epidemien, die in den Jahren 2010 bis 2013 in Zentraleuropa stattfanden (Havlíčková 2016, Hukic 2014).
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"Dies ist von besonderem Interesse, da mit steigendem Erkrankungsalter eine Zunahme der Komplikationsrate im Rahmen der Mumps-Erkrankung beobachtet wird." (RKI 2013).
- Mumpsvirus
- Tröpfcheninfektion
- Inkubationszeit 2 - 3 Wochen
- Mindestens 30 - 40% der Mumpsinfektionen verlaufen ohne (typische) Symptome! (RKI 2013)
- Speicheldrüsenschwellung, anfangs meist ein-, dann beidseitig, Abstehen des Ohrläppchens, Fieber, Schmerzen im Drüsenbereich, reduzierter Allgemeinzustand.
- Selten Befall der anderen Speicheldrüsen, noch seltener Befall anderer Organe (Bauchspeicheldrüse, ZNS, Keimdrüsen)
- Infektiosität 1 Woche vor bis 9 Tage nach Krankheitsbeginn.
- Im Kindesalter kommt es sehr selten, bei Jugendlichen postpubertär in 30% der Fälle zur Hodenentzündung, davon sind 20% beidseitig - allerdings tritt diese Komplikation auch bei Geimpften in etwa 6% der Fälle auf (CDC 2021). Die Befürchtung/Behauptung, hieraus könne eine bleibende Unfruchtbarkeit resultieren (ein klassische Argument für die Mumpsimpfung) entbehrt jeder wissenschaftlichen Evidenz: "While there is a theoretical risk for temporary sterility or subfertility from oligospermia, azoospermia, or asthenospermia among men with mumps orchitis,[...] no studies have assessed risk for permanent infertility." (CDC 2021)
- Selten Pankreatitis/Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
- Eine meist milde verlaufende Begleitmeningitis tritt in bis zu 10% der Fälle, eine ebenfalls meist milde verlaufende Meningoenzephalitis in 1 : 400 Fällen auf, sehr selten (1 : 20.000) kommt es zu bleibender einseitiger Innenohrschwerhörigkeit/Taubheit.
- Sehr selten Befall anderer Organe (Schilddrüse, Gelenke, ...)
CDC. February 12, 2010 / 59(05);125-129 (Abruf 30.07.2016)
CDC. MMWR. June 14, 2013 / 62(RR04);1-34. (Abruf 30.07.2016)
CDC. 2021. Manual for the Surveillance of Vaccine-Preventable Diseases. Chapter 9: Mumps. Abruf 22.03.2023
Havlíčková M. Cent Eur J Public Health. 2016;24(1):22-8. doi: 10.21101/cejph.a4512. Abruf 07.07.2016
Hukic M. Euro Surveill. 2014;19(33):pii=20879.
Quinlisk MP. J Infect Dis. (2010) 202 (5): 655-656. doi: 10.1086/655395. Abruf 01.08.2016
RKI. Ratgeber für Ärzte - Mumps. Stand April 2013. Abruf 09.08.2016