Schon jetzt ist die von der WHO propagierte Ausrottung der Masern soweit fortgeschritten, dass geimpfte Kinder und Erwachsene nicht mehr sicher durch Kontakt zu „Wildmasern“ quasi aufgefrischt („geboostert“) werden.

Dadurch sind auch die Antikörperspiegel schwangerer Frauen niedriger als noch vor einigen Jahren und als Folge hiervon sind junge Säuglinge - die früher einen verlässlichen „Nestschutz“ während der Schwangerschaft durch die Mutter mitbekamen – zunehmend durch Masern gefährdet (RKI 2002) – dies ist aber genau die Altersgruppe, die im Falle der Masernerkrankung ein besonders hohes Risiko hat, an der gefürchteten Subakut sklerosierenden Panencephalitis (s.o.) zu erkranken (Miller 2004). Daher wird die entsprechende Impfempfehlung immer stärker in das Säuglingsalter vorverlegt, eine Strategie, die offensichtlich ihre Grenzen und Probleme haben könnte: Eine im Zusammenhang hiermit durchgeführte frühe Hochtiter-Masernimpfung im 4.-6. Lebensmonat ergab bei zweijährigen Mädchen eine Häufung von Todesfällen nach andere Infektionserkrankungen als Masern (Halsey 1993).

Bei Erkrankungen Schwangerer (die Impfung verschiebt das Erkrankungsalter epidemiologisch ja hin zu Erwachsenen) hat das Kind einigen Untersuchungen zufolge ein erhöhtes Risiko, an M. Crohn (Chronisch entzündliche Darmerkrankung) zu erkranken (Ekbom 1996).

Darüber hinaus scheint ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Einführung von Maserimpfprogrammen und der Zunahme schwerer Infektionen der unteren Luftwege (Bronchitis, Bronchiolitis, Lungenentzündung) und hierbei vor allem der durch das RS-Virus (RSV - respiratory syncitial virus) ausgelösten Verläufe zu bestehen. Sowohl das Masern-, als auch das RS-Virus gehören zur Familie der Paramyxoviren und es scheint, dass Mütter, die selbst noch Masern durchlebten, ihren Kindern einen Nestschutz auch gegen RSV mitgeben – im Gegensatz zu maserngeimpften Müttern, die dies nicht vermögen. So scheint die Masernimpfung mittelbar die Empfänglichkeit der Bevölkerung gegen RSV und die damit verbundenen schweren Erkrankungen zu erhöhen (Weigl 2005).