Mittelohrentzündung,  Lungenentzündung (viral/bakteriell)

Enzephalitis/Hirnentzündung:

  • Häufigkeit:
  • Literaturübersichten gehen von einer Häufigkeit von ca. 1 : 15.000 Fälle bei jüngeren Kindern und ungefähr 1 : 1000 Fälle bei Erwachsenen aus (davon 60% Heilung, 25% Dauerschäden, 15% Letalität) (Schaad 1997). Aufgrund der nicht einheitlichen Kriterien für die Diagnose einer Enzephalitis ist eine realistische Einschätzung des Risikos bei dieser oft schwer zu diagnostizierenden Erkrankung schwierig.
  • Bei einem epidemischen Ausbruch in den Niederlanden 1999 kam es bei insgesamt 2300 Fällen in insgesamt 17% der Fälle zu Komplikationen (darunter auch 4 Enzephalitiden und 3 Todesfälle) (RKI 2000, WER 2000), eine Epidemie in Irland im Frühjahr 2000 forderte bei 844 Krankheitsfällen 2 Todesopfer (RKI 2000). Auch eine Untersuchung in mehreren anthroposophisch orientierten Arztpraxen ergab bei insgesamt 1001 Fällen eine Komplikationsrate von ca. 15% und auch in dieser Studie war ein masernbedingter Todesfall zu beklagen, Encephalitiden wurden keine beobachtet (Kummer 1999).
  • Im Rahmen einer Masernepidemie im Stadtkreis Coburg Ende 2001 kam es bei fast 1200 Erkrankten zu keinen Todesfällen und keiner Enzephalitis, 43 Patienten wurden stationär eingewiesen (RKI 2002) – die für die Epidemie nach Medienmeinung „verantwortlichen“, impfkritischen Kinderärzte, die mit über 800 Patienten den Großteil der Erkrankten behandelten, mussten keinen ihrer Patienten im Krankenhaus behandeln lassen...
  • SSPE (Subakut sklerosierende Panenzephalitis – schleichende Hirnentzündung) – diese sehr seltene Komplikation einer schleichend verlaufenden, immer tödlichen Hirnerkrankung ist in ihrer tatsächlichen Häufigkeit unbekannt. Das RKI schätzt eine Häufigkeit von 1 bis 10 auf 10.000 bis 100.000 Erkrankte (RKI 2010), andere Schätzungen gehen von 40 bis 100 Fällen pro 100.000 Masernkranken aus (Campbell 2004); da die SSPE aber erst Jahre (bis zu 25 Jahren) nach der Maserninfektion auftritt sind diese Angaben unsicher (wie ja auch schon der Zahlenkorridor zeigt, den das RKI aufführt. Eine Untersuchung der Universität Würzburg aus dem Jahr 2013 (Schönberger 2013) kommt hier zu sehr beunruhigenden Ergebnissen: ausgehend von den deutschen SSPE-Fällen der Jahre 2003 bis 2009 errechnet diese Studie ein Risiko für SSPE bei Masern innerhalb der ersten fünf Lebensjahre von 1:1700 bis 1:3300 - dies wäre eine völlig andere Dimension als die bisher angenommenen Risikogrößen und ein klares Argument für eine frühe Masernimpfung zu Beginn des zweiten Lebensjahres - allerdings beruhen diese Zahlen nach der Einschätzung des industriunabhängigen arznei-telegramm "auf mehreren Schätzungen, die miteinander verknüpft werden, und ist daher unseres Erachtens weniger zuverlässig" (at 2013). Einer britischen Untersuchung zufolge scheint das SSPE-Risiko umso höher zu sein, je jünger die betroffenen Masernkranken sind, das höchste Risiko scheint bei einer Masernerkrankung im ersten Lebensjahr zu bestehen (Miller 2004).
  • Dies wäre auch eine mögliche Erklärung dafür, dass in Deutschland in den letzten Jahren mehr SSPE-Fälle als früher beobachtet werden: da als unmittelbare Folge der Masernimpfpolitik zunehmend mehr junge Mütter nicht mehr selbst Masern durchlebten, sondern nurmehr geimpft sind, geben diese an ihre Neugeborenen einen wesentliche schlechteren Nestschutz gegen Masern weiter. Die daraus resultierende höhere Empfänglichkeit von Säuglingen gegen Masern wäre mithin unmittelbare Folge der Impfstrategie.

Das RKI geht in aktuellen Merkblättern von einer Sterblichkeit bei Masern von 1 : 10.000 bis 1 : 20.000 Fälle aus (RKI 2010), europaweit wurden in den letzten Jahren jährlich zwischen 7 und 10 Maserntodesfällen gemeldet (MMWR 2004)

 

Literatur

arznei-telegramm 2013. Jahrgang 44, Nr. 10

Campbell H. Int. J. Epidemol. 2007; 36: 1334-48

RKI. http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Masern.html (Abruf 06.11.2013)

Schönberger K. PLoS ONE 8(7): e68909. doi:10.1371/journal.pone.0068909