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Nachdem Covid19 aus medizinischer Sicht "durch" ist, hier jetzt also wieder das Thema Impfen in ganzer Breite...
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Gürtelrose - verringert die Impfung das Risiko einer Demenz?

Dies behaupten jedenfalls die Autoren eines preprints, die eine historisch wohl einmalige Chance für eine methodisch starke Arbeit genutzt haben:

In Wales wurde die Impfung gegen Herpes zoster nur für Menschen zur Verfügung gestellt, die nach dem 01.09.1933 geboren wurden und somit beim Beginn der Impfkampagne nicht älter als 80 Jahre waren. In dieser Altersgruppe wurde eine Durchimpfung von nahezu 50% erreicht und in den folgenden 7 Jahren war das Risiko einer Demenzerkrankung bei den Geimpften signifikant geringer.

Die methodische Stärke dieser Registerstudie liegt darin, dass die Autoren sehr gründlich andere mögliche Unterscheidungskriterien zwischen der Gruppe der für die Impfung Qualifizierten und der aufgrund des höheren Alters nicht Qualifizierten analysiert und ausgeschlossen haben: so gab es z.B. weder bezüglich der Vorerkrankungen, noch der Wahrnehmung von Gesundheitsvorsorgen oder anderen Schutzimpfungen einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen.  Wenn auch - anders als von den Autoren behauptet - das Design der Studie den Beweis eines echten ursächlichen Zusammenhangs nicht erlaubt, bleibt nach den Studiendaten als einziger signifikanter Unterschied tatsächlich die H. zoster-Impfung als mögliche Erklärung des geringeren Demenzrisikos.

Dennoch bleiben eine Reihe gewichtiger offener Fragen:

So wird z.B. eine mögliche infektiöse Mit-Ursache bislang nur für die Alzheimer-Demenz diskutiert - in der Studie wurden jedoch in vergleichbarem Umfang auch die Häufigkeit von gefäßbedingter (vaskulärer) oder unklassifizierter Demenz verringert - Demenzformen, bei denen bisher kein Zusammenhang z.B. zu Herpes-Infektionen angenommen wird.

Der in Wales verwendete Impfstoff war Zostavax™ - ein Lebendimpfstoff, der nicht nur in Deutschland wegen seiner schlechten und zeitlich begrenzten Wirksamkeit derzeit nicht (mehr) empfohlen wird. Es bleibt offen, ob der derzeit verwendete Impfstoff Shingrix™, ein Proteinimpfstoff, den gleichen Effekt auf Demenzerkrankungen hat.

Gerade Lebendimpfstoffe wie Zostavax™ haben in zahlreichen Studien z.B. von Peter Aaby oder Christine Stabell Benn positive nicht-spezifische Effekte (NSE) gezeigt - es ist durchaus vorstellbar, dass die Verringerung des Demenzrisikos (gerade weil sehr verschiedene Formen der Demenz betroffen sind) auch auf einem solchen NSE beruhen könnte. Hierzu könnte der deutliche geschlechtsspezifische Effekt von Zostavax™ passen, der von NSEs anderer Lebendimpfstoffe bekannt ist: die Schutzwirkung war in der Studie bei Frauen deutlich ausgeprägter. 

Vor jeder H. zoster-Impf-Euphorie ist also zu klären, ob erstens die gefundene Verringerung des Demenzrisikos mit den aktuellen Nicht-Lebendimpfstoffen gegen Gürtelrose überhaupt auch auftritt und zweitens ob andere Lebendimpfstoffe u.U. einen vergleichbaren Effekt hätten.

Und schließlich stellt die Studie einmal mehr die Windpockenimpfung im Kindesalter massiv in Frage - führt diese doch nach Modellierungen des RKI selbst über die nächsten Jahrzehnte zu einer deutlichen Zunahme von Gürtelrose-Erkrankungen älteren Erwachsenen. Folgt man der Logik der vorliegenden Studie wäre somit die in den meisten europäischen Ländern unverändert nicht empfohlene Windpockenimpfung der Kinder ein relevanter Risikofaktor für Demenzerkrankungen der Großeltern...

Eine gute deutschsprachige Zusammenfassung der Studie findet sich im Deutschen Ärzteblatt


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