Impfstrategien

  • Bei Impfbeginn im 1. Lebensjahr 2 Impfungen im Abstand von 4 - 8 Wochen, Auffrischung nach 1 Jahr

  • Bei Impfbeginn nach dem 12./15. Lebensmonat genügt eine einzige Impfdosis, unabhängig davon, ob diese als Einzelimpfstoff (in D nicht mehr auf dem Markt) oder im Rahmen einer 5- oder 6-fach-Impfung erfolgt

  • Die Wirksamkeit der Impfung wird allgemein als bewiesen und groß angesehen, Metaanalysen der vorliegenden Daten weisen allerdings darauf hin, dass die tatsächliche Effektivität zwischen 46% und 93% liegt (Swingler 2007) - ein so großer Streubereich relativiert die Zuverlässigkeit der Aussage erheblich, da die zu Grunde liegenden Daten eine hohe Heterogenität aufweisen.

  • Ein signifikanter Effekt auf Todesfälle durch HiB ist nicht nachweisbar, es zeigt sich aber - so die damals noch renommierte Cochrane-Collaboration - a "clinically meaningful trend towards benefit" (Swingler 2007 - aktuellere Analysen von Cochrane zu dieser Frage gibt es nicht)

  • Epidemiologisch wird die Effektivität der Impfung durch die deutliche Zunahme anderer Haemophilus influenzae-Fälle in Deutschland und Europa relativiert (s. hier), da die entstehende Immunität sich eben nur gegen Hi B richtet.

  • Aber auch gegen Hi B ist der Schutz nicht vollständig, zuverlässig oder nachhaltig: von den 41 Hi B-Erkrankungen im Jahr 2022 (letzte Analyse des RKI, Stand 15.01.2025), hat das RKI den Impfstatus für die 12 Menschen angegeben, die ab 1990, dem Beginn der Hi B-Impfung, geboren wurden:

    • 6/12 waren geimpft, 2 davon (nach der Definition von 2022 "vollständig") mit 4 Impfdosen, 4 "unvollständig"

    • 5/12 waren ungeimpft

    • bei einem Kind war der Impfstatus unbekannt (RKI 2024)

  •  Zuckerkrankheit/Diabetes mellitus Typ I: Die Frage, ob die HiB-Impfung das Risiko einer Diabetes mellitus-Erkrankung erhöht, ist nach wie vor ungeklärt

  • Eine große (250.000 Kinder) finnische Studie hielt einen Kausalzusammenhang für unwahrscheinlich (Karvonen 1999), deren statistische Nachbefundung kommt zu widersprüchlichen Ergebnissen (arznei-telegramm 2000, Trampisch 1999).

  • Es gibt allerdings zahlreiche Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen der HiB-Impfung und dem Entstehen des Diabetes mellitus für möglich bzw. sogar für wahrscheinlich halten (Classen 2002, Wahlberg 2003)

  • Einzelne Studien haben den Verdacht geäußert, Konjugatimpfstoffe wie die HiB- (und auch die Meningokokken-) Impfung könnten über ihren tiefen Eingriff in die Entwicklung des kindlichen Immunsystems die Entwicklung autistischer Krankheitsbilder fördern (Richmand 2011) - die Studienlage hier ist (wie so oft) unzureichend, um diese Frage abschließend zu beantworten.

  • die epidemiologischen Auswirkungen der Impfung sind hier ausführlich dargestellt. 

a-t 1999; Nr. 12: 126

a-t 2000; 31: 22

Classen JB. Autoimmunity. 2002 Jul;35(4):247-53.

Karvonen M. et al.: Brit. Med. J. 318 (1999), 1169

McVernon J. BMJ 2004, 329: 655-58

Richmand BJ. Med Hypotheses. 2011 Dec;77(6):940-7.

RKI. 2024. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch 2022. Berlin 2024

Swingler GH. Conjugate vaccines for preventing Haemophilus influenzae type B infections (Review). Cochrane Library.

Trampisch HJ  Gutachten vom 25. Nov. 1999 - zitiert aus a-t 1999; Nr. 12: 126

Tsang RS. Epidemiol Infect. 2014 Jul;142(7):1344-54. doi: 10.1017/S0950268814000405. Epub 2014 Mar 5.

Wahlberg J. Ann N Y Acad Sci. 2003 Nov;1005:404-8.