In der aktuellen Ausgabe des "Impfbriefes" wurde dieser website die Ehre zu Teil, namentlich genannt, zitiert und kritisiert zu werden.

Worum ging es?

Wieder einmal um Thiomersal - die Kritk der fachkundigen Kollegen entzündete sich daran, dass im Artikel dieser Internetseite zu Thiomersal Arbeiten von Geier zitiert wurden, dem die Autoren des Impfbriefs unwissenschaftliches Arbeiten und Interessenkonflikte vorwerfen (Impfbrief vom 01.02.2018).

Dies ist in sofern interessant, als:

  • die genannten Arbeiten von Geier in meinem Thiomersal-Artikel bei weitem nicht die einzigen sind, die die Befürchtungen eines Zusammenhangs zwischen Thiomersal und Entwicklungsverzögerungen stützen - andere Studien werden vom Impfbrief aber nicht erwähnt.

  • der Impfbrief als Beleg für die fehlende Qualität der Geier-Arbeit wissenschaftlich so hochkarätige Quellen anführt wie den "Arizona Daily Star" (Tucson.com 2009) - eine Internetseite in der publizistischen Qualität (prima vista) irgendwo zwischen BILD-Zeitung und Kleinanzeigenblatt

  • die vom Impfbrief als Gegenbeweis angeführten Studien wenig überzeugen:

    • eine von ihnen bezieht sich ausdrücklich nicht auf die durch Impfungen bedingte Quecksilberbelastung, sondern korreliert Entwicklungsparameter mit Blutspiegeln von Schwermetallen, was definitiv nicht gleichbedeutend ist (Hsueh 2017) - darüber hinaus irritiert die Studiengröße: angesichts des hundertmillionenfachen Einsatzes thiomersalhaltiger Impfstoffe ist eine Studiengruppe von 89 Kindern je Studienarm.... neutral formuliert sparsam geplant...

    • die andere untersucht die Auswirkung von impfbedingter Quecksilberbelastung an Primaten - mit Studiengrößen von 12 - 16 Tieren (! - solide wissenschaftliche Erkenntnisse lassen sich leichter mit etwas größeren Studiengruppen gewinnen...); darüber hinaus krankt diese Studie an genau dem, was der Impfbrief den Geiers vorwirft: eine Finanzierung durch Privatpersonen und Autismusorganisationen... "This work was supported by the Ted Lindsay Foundation, SafeMinds, National Autism Association, the Vernick family, and the Johnson family." (Curtis 2015)

  • die als zusammenfassende Beurteilung angeführte Arbeit von Weisser nicht einmal als Literaturangabe aufgeführt ist (Weisser 2004) - sucht man die Arbeit dann auf, fällt auf, dass eventuelle Interessenkonflikte hier gar nicht erst deklariert sind

A propos Interessenkonflikte - Herausgeber des Impfbriefs ist das langjährige STIKO-Mitglied Fred Zepp - dieser ist nach Selbstauskunft (zusammen mit Ulrich Heininger) Rekordhalter in deklarationspflichtigen impfrelevanten Interessenkonflikten in der STIKO... davon erfährt der geneigte Leser des Impfbriefs (Motto: "unabhängig, wissenschaftlich, aktuell") leider nichts...

So entscheidend wichtig eine kritische Haltung gegenüber der Qualität und eventuell assoziierten Interessenkonflikten von wissenschaftlichen Publikationen ist - sie sollte sich der Glaubwürdigkeit der eigenen Position wegen dann auf alle Seiten einer fachlichen Kontroverse (und auch auf die eigene Person) erstrecken...

 

Literatur

Curtis B, Liberato N, Rulien M, Morrisroe K, Kenney C, et al. 2015. Environmental Health Perspectives
Hsueh Y-M, Lee C-Y, Chien S-N, Chen W-J, Shiue H-S, et al. 2017. Scientific Reports. 7:43608
Impfbrief. 01.02.2018. Abruf 02.02.2018
Weisser K, Bauer K, Volkers P, Keller-Stanislawski B. 2004. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 47(12):1165–74
Zepp F. Selbstauskunft STIKO. Abruf 02.02.2018