Eine Langzeituntersuchung dänischer Wissenschaftler in Guinea-Bisseau untersuchte 15.000 Kinder über den Zeitraum der ersten beiden Lebensjahre und kam bezüglich des Zusammenhanges zwischen Schutzimpfungen und Kindersterblichkeit zu unerwarteten und irritierenden Ergebnissen (Aaby 2000a):

  • sowohl die BCG-Impfung gegen Tuberkulose als auch die Masern-Impfung führten zu einer drastischen Reduktion der Kindersterblichkeit auf annähernd die Hälfte, ein Effekt, der weit über das Maß hinausgeht, das man durch ein eventuelles Verhindern Masern- oder Tuberkulose-bedingter Todesfälle erwarten könnte (dies umso mehr, als der BCG-Impfstoff in seiner Schutzwirkung gegen Tuberkulose mehr als fragwürdig ist). Speziell für die Masernimpfung wurde dieser Effekt mehrfach bestätigt (Fisker 2015)
  • die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung führten jedoch zu einem drastischen Anstieg der Kindersterblichkeit auf fast das doppelte verglichen mit ungeimpften Kindern und das obwohl die geimpften Kinder im Durchschnitt aus sozial besser gestellten Familien stammten und besser ernährt waren. Die häufigsten Todesursachen waren Malaria, Durchfall und andere Infektionskrankheiten.

  • einer Untersuchung aus dem Jahr 2013 zufolge ist dieser verhängnisvolle Effekt der Impfung darüber hinaus noch geschlechtsabhängig: der Anstieg der frühkindlichen Sterblichkeit im Gefolge der Impfung war bei einer indischen Studie bei Mädchen 35% höher als bei Jungen - auch dieser Effekt ist bis heute völlig rätselhaft (Krishnan 2013).

Sowohl der Schutzeffekt der BCG- und Masern-Impfung, als auch der Effekt der DTP und Polio-Impfung scheinen also unspezifische Effekte auf das Immunsystem zu sein, unabhängig von einer eventuellen Schutzwirkung gegen die eigentliche "Zielerkrankung" der Impfung.

Solche Effekte sind z.B. von der BCG-Impfung schon länger bekannt: So schützte die BCG-Impfung bei einer Untersuchung vor dem Entstehen allergischer Erkrankungen (Aaby 2000b) und den unspezifisch stimulierenden Effekt auf das Immunsystem nutzt man therapeutisch beim Einsatz des BCG-Impfstoffes gegen bestimmte Krebserkrankungen - nur den Beweis einer Schutzwirkung gegen Tuberkulose blieb dieser Impfstoff bisher schuldig (dafür schützt er offensichtlich gegen Lepra (!) (Bailey 1980, Karonga Prevention Trial Group 1996)).

Der gegenteilige Effekt einer Erhöhung der Allergiebereitschaft wurde für die DTP-Polio-Impfung ebenfalls in Studien bereits beschrieben (Aaby 1995).

Eine Rolle spielen könnte bei der Erklärung dieser Phänomene unter anderem die frühkindliche Prägung des zellulären Immunsystems, besonders einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, der so genannten T-Lymphozyten. Diese erfahren in den ersten Lebensjahren offensichtlich eine "Programmierung" entweder in eine infektorientierte sogenannte TH1-Antwort oder alternativ in eine allergieassoziierte TH2-Antwort: für den BCG-Impfstoff konnte eine Stimulation der TH1-Reaktion genauso nachgewiesen werden (Marchant 1999) wie für das Aluminiumhydroxid (eines der Adjuvantien der DT-Impfung) die Stimulation der TH2-Reaktion (Lindblad 1997).

Zwei von der WHO eigens zur Überprüfung dieser Studie nach Guinea-Bissau entsandte Experten kamen zu dem Ergebnis: "Wir haben sowohl die Ermittlung der Daten als auch die gesamte Methodik der Studie geprüft und dabei keinerlei Schwächen gefunden, die die Studie hätten entwerten können." (zit. nach Süddeutsche Zeitung vom 23.01.2001, S. V2/12).

Wie nicht anders zu erwarten, erschien mittlerweile eine von der WHO und Unicef finanzierte „Gegenstudie“, um diese, die bisherigen Impfstrategien und –programme in ihren Grundfesten erschütternden Ergebnisse Aabys zu widerlegen (Vaugelade 2004)

Diese 9000 Kinder in Burkina Faso umfassende Untersuchung kam denn auch zu den gewünschten Ergebnissen – eine erhöhte Überlebenswahrscheinlichkeit innerhalb der ersten beiden Lebensjahre für geimpfte Kinder - allerdings mit einigen Schönheitsfehlern behaftet:

Der Effekt der höheren Überlebenswahrscheinlichkeit durch die Impfung ließ sich bei der DTP-Impfung nur für die erste Impfdosis nachweisen – das Verabreichen der zweiten Dosis, die ja erst den Beginn des eigentlichen spezifischen Impfschutzes darstellt war nicht mit einer weiteren Zunahme der Überlebenswahrscheinlichkeit verbunden. Auch dieses Phänomen lässt sich damit nur schwerlich mit der Impfstoff-spezifischen Schutzwirkung erklären. Damit untermauert auch diese Untersuchung – unabhängig von ihren vordergründig positiven Teilergebnissen – die Befürchtung, dass Impfstoffe neben den gewünschten, spezifischen Effekten (Antikörperbildung, Schutz vor Erkrankung) zahlreiche ungewünschte und vor allem weitestgehend unbekannte unspezifische Effekte aufweisen.

Darüber hinaus fällt auf, dass einer der Hauptautoren der Studie, S. Pinchinat, als Biostatistiker auch für Aventis Pasteur und Aventis Pasteur MSD tätig war, beides Pharmafirmen mit nennenswertem Impfstoffprogramm, mindestens 1 weiterer Autor erhielt ebenfalls finanzielle Unterstützung durch Aventis...

 

Literatur

Aaby P. BMJ 1995;311:481-5

Aaby P (2000a). BMJ 2000;321:1-8.

Aaby P (2000b). Clin Exp Allergy 2000;30:644-50

Baily BVJ Ind J Med Res  1980; 72 (SUPPL): 1 – 74

Fisker AB. Pediatr Infect Dis J. 2015 Dec;34(12):1369-76.

Karonga Prevention Trial Group. Lancet 1996; 348: 17-24

Krishnan A. Tropical Medicine & International Health, 18: 1329–1337. doi: 10.1111/tmi.12192

Lindblad EB. Infect Immun. 1997 February; 65(2): 623–629. Abruf 15.11.2013

Marchant A. J Immunol. 1999 Aug 15;163(4):2249-55.

Vaugelade J. BMJ, doi:10.1136/bmj.38261.496366.82 (pub 18 Nov 2004)