In der aktuellen hysterisierten Diskussion über eine Masernimpfpflicht ziehen zunehmend amerikanische Verhältnisse in die deutsche Politik ein, frei nach der offenbar zeitgemäßen Devise: "Was scheren mich die Fakten, wenn ich doch genau weiß, was ich erreichen will". (Update 27.02.2020)
Diese geistige Grundhaltung zieht sich in der aktuellen Impfpflicht-Diskussion quer durch die Äußerungen der üblichen Verdächtigen und der so genannten main-stream-Medien und betrifft vor allem sieben Behauptungen:
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Es gäbe in Deutschland eine Zunahme von Masernfällen in den letzten Jahren und Monaten
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Es gäbe in Deutschland eine Zunahme von Menschen, die Schutzimpfungen ablehnten.
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Die Durchimpfungsraten in Deutschland wären wegen der zunehmenden Impfmüdigkeit/Impfskepsis zu niedrig und/oder sogar rückläufig.
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Der Zeitpunkt, zu dem die Durchimpfungsraten erfasst/erreicht würden sei zu spät, es seien ja vor allem die Kleinkinder, die gefährdet seien.
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Das Problem wäre vor allem die zweite Masernimpfung, die zu selten/zu spät verabreicht würde und die für den Schutz aber unerlässlich wäre.
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Die Impfpflicht wäre vor allem nötig, um die vielen Fälle von SSPE (Erklärung s. u.) in Deutschland zu verhindern.
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An Masern stürben so viele Menschen, auch deshalb bräuchte es in Deutschland eine Impfpflicht
Zu 1.
Bundesgesundheitsminister Spahn hält es "für einen Skandal, dass immer mehr [!] Kinder [!! s. u.] in Deutschland an Masern erkranken" (BMG 2019), der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung weiss, dass sich "in den Praxen der niedergelassenen Ärzte zurzeit Fälle von Masern häufen" (DÄ 2019) und auch die Tagesschau sieht angesichts der "Masern-Ausbreitung ... auch in Deutschland ... Grund zur Sorge" (Tagesschau 30.11.2018).
Schaut man jedoch auf die tatsächlichen, hochoffiziellen Masernzahlen, die das Robert Koch-Institut als zuständige Behörde erfasst und veröffentlicht, wird deutlich, wie postfaktisch hier "argumentiert" wird:
die im laufenden Jahr 2019 bisher erfassten Zahlen entlarven jede Behauptung von "Zunahme" oder "Häufen" für Deutschland als fake news - im ersten Quartal wurden zwar mehr Fälle gemeldet als im Vergleichszeitraum 2018, aber weniger als in dem von 2017 oder 2015 und vor allem: weniger als im langjährigen Durchschnitt in Deutschland in diesem Zeitfenster erfasst wurden (Update 27.02.2020: bis Ende der 6. Kalenderwoche liegen die 2020er Zahlen wie auch 2019 deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt ...).
Und auch beim Blick auf den größeren Maßstab - die Entwicklung der Masernzahlen insgesamt in Deutschland pro Jahr - zeigt beim besten Willen keinen Trend zu irgendeiner, geschweige denn einer dramatischen Zunahme:
Die internationalen Fallzahlen an Masern haben in den letzten Jahren tatsächlich zugenommen, auch in Europa - ob die Laut-Sprecher dieser hysterisierten Kampagne aber tatsächlich selber glauben, dass eine Masernimpfpflicht in Deutschland hilft, die Probleme mit den Masern in der Ukraine oder in Rumänien in den Griff zu bekommen?
Der heute so moderne (und leider so oft hochnotwendige) "Faktencheck" entlarvt alle Behauptungen über eine Zunahme der Masernfälle in Deutschland als (populistische?) fake news (zur europäischen Perspektive s.u. unter PS).
Zu 2.
Die hochoffizielle Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA geht der Frage der Einstellung Impfungen gegenüber in einem eigenen Forschungsprojekt alle zwei Jahre nach Update 15.01.2020.
In der aktuellsten Version, die das Jahr 2018 abbildet, heißt es unzweideutig: "Die Erhebungsergebnisse zeigen über den gesamten Untersuchungszeitraum betrachtet eine signifikante Steigerung des Anteils der Personen, die Impfungen befürwortend gegenüberstehen. Dies gilt sowohl für die Befragten insgesamt, als auch für die 1970 oder später Geborenen."
Ebenso eindeutig identifizieren die Forscher die Hauptursache fehlender Masernimpfungen: "Wissensdefizite spielen hier eine große Rolle: Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass sie niemand auf die Notwendigkeit einer Impfung hingewiesen hat (65 %). Jeder Fünfte (20 %) geht davon aus, nicht zu einer Gruppe zu gehören, für die eine Impfung gegen Masern empfohlen wird". (BZgA 2019).
Zu 3.
Betrachtet man die folgende Graphik in ihrem grünen Anteil, wird klar: auch ohne jede Zwangsmaßnahme sind seit mehr als 10 Jahre 97% der Eltern in Deutschland bereit, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen.
Diese Quote, die in Deutschland bei der Einschulungsuntersuchung erhoben wird, widerlegt in ihrer Höhe und in ihrer Konstanz jedwede Behauptung über (zunehmende) Impfmüdigkeit in Deutschland.
Zu 4.
Der hier häufig vorgebrachte Einwand, die Erhebung erfolge zu spät und es seien ja gerade die Kleinkinder vor der Einschulung, die besonders häufig erkrankten und bei diesen sei die Impfquote niedriger, wird durch den Säulenanteil der oberen Graphik in's Reich der Fabel verwiesen: auch wenn wir aufgrund des Erfassungssystems in Deutschland keine flächendeckenden Aussagen darüber machen können, wie gut die Durchimpfungsrate bei 2-, 3-, oder 4-Jährigen ist, eines ist klar: sie spielen bezogen auf die Gesamtzahl der Masernerkrankung eine völlig untergeordnete Rolle. Masern werden - wie der damalige STIKO-Vorsitzende Jan Leidel schon 2011 feststellte - in Deutschland zunehmend eine Erkrankung Erwachsener (Kutter 2015, Löll 2011). Dies zeigt die folgende Analyse, die klar nachweist, dass sich das Verhältnis von Masernfällen im Kindes- und Jugendlichenalter auf der einen und im Erwachsenenalter auf der anderen Seite in den letzten Jahren in Deutschland eindeutig zuungunsten der Erwachsenen verschiebt. 2018 waren erstmals mehr als die Hälfte aller Masernfälle 18 Jahre und älter, 2020 steigt diese Quote weiter an: mittlerweile sind 2/3 der Masernfälle in Deutschland 18 Jahre und älter (Update 27.02.2020). Dabei muss bedacht werden, dass einer Studie des RKI zufolge gerade bei Erwachsenen viele Masernfälle ungemeldet bleiben (die Rate der Untererfassung von Masernfällen steigt mit dem Lebensalter der Erkrankten), demnach wäre der Anteil der erwachsenen Masernpatienten an der Gesamtzahl der Masernfälle in Wirklichkeit noch größer (Takla 2014).
Dieser Effekt lässt sich so auch auf europäischer Ebene beobachten: auch hier gehen die europäischen Gesundheitsbehörden davon aus, dass die Krankheitslast an Masern im Erwachsenenalter unterschätzt wird und dennoch sind schon nach den gemeldeten Zahlen in 19 der EU/EAA-Staaten Erwachsene die von Masern am stärksten betroffen Altersgruppe (ECDC 2019a).
Eine grundsätzliche Impfpflicht für Erwachsene allerdings halten selbst Hardcore-Impfeuphoriker in Deutschland für nicht durchsetzbar...
Zu 5.
Auch wenn die üblichen Verdächtigen unablässig das Gegenteil behaupten (zuletzt ein Sprecher des Berufsverbandes der Kinderärzte in der Sendung heute+ vom 28.03.2019): die zweite Masernimpfung (MCV2) ist keineswegs unabdingbar für einen sichern Schutz des einzelnen Kindes: 95% der im zweiten Lebensjahr geimpften Kinder sind nach einer Masernimpfung über Jahre, wahrscheinlich Jahrzehnte, geschützt. Die zweite Masernimpfung ist damit bei der überwältigenden Mehrzahl der Geimpften für die Schutzwirkung bedeutungslos (s. hier).
Die MCV2 dient einzig und allein dazu, die 5%, die beim ersten Mal keinen Schutz aufgebaut haben, ein zweites Mal zu impfen, und ihnen damit eine zweite Chance zu geben, Antikörper zu entwickeln. Sie erhöht damit natürlich auch den Anteil derer in der Bevölkerung, die einen Impfschutz gegen Masern haben - ein epidemiologisches Argument, unabhängig von der Situation des einzelnen Kindes.
Dass die Impfquote für die MCV2 in Deutschland so niedrig scheint, liegt auch an zwei Besonderheiten:
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zum einen ist die MCV2 in (fast) keinem Land Europas so früh empfohlen, wie in Deutschland (ab 15. Lebensmonat) - immerhin 13 von 31 von der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC erfassten Länder der erweiterten EU empfehlen die MCV2 ganz regulär erst nach dem 6. Geburtstag.
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damit werden zum anderen in Deutschland mit der Erfassung im 6. Lebensjahr (Einschulungsuntersuchung) Kinder als "unzureichend Masern-geimpft" erfasst und gemeldet, die in vielen anderen europäischen Ländern die MCV2 ganz empfehlungskonform noch nicht erhalten hätten....
Auch die nicht wirklich impfkritische WHO empfiehlt für ein Land wie Deutschland (MCV1-Durchimpfung > 90% und Schulbesuch bei > 95% der Kinder) die Gabe der MCV 2 im Schulalter: "If MCV1 coverage is high (>90%) and school enrolment is high (>95%), administration of routine MCV2 at school entry may prove an effective strategy for achieving high coverage and preventing outbreaks in schools" (WHO 2017). Dieser WHO-Empfehlung folgend dürfte die Durchimpfungsrate der MCV2 in Deutschland zum Erfassungszeitpunkt (Einschulungsuntersuchung, i. d. R. mehrere Monate, teilweise mehr als ein Jahr vor der Einschulung/school entry) eigentlich null sein....
Das "Problem" der vermeintlich schlechten Durchimpfung mit der zweiten Masernimpfung entpuppt sich also bei näherem Betrachten erstens als hausgemacht und hält zweitens einem Faktencheck schlicht nicht stand.
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die SIKO, also die Sächsische Impfkommission, sich ausdrücklich zu diesem von der WHO empfohlenen späteren Zeitpunkt der MCV2 bekennt, diese Empfehlung ausführlich wissenschaftlich fundiert und die STIKO für ihre - so wörtlich - "Vorverlegung ... ohne wissenschaftliche Begründung" unverblümt kritisiert (Beier 2017). Die vom BGH ja als "medizinischer Standard" apostrophierte Impfempfehlung der STIKO ist also nicht einmal unter den deutschen Gesundheitsbehörden unumstritten...
Wie eklatant die Rolle der zweiten Masernimpfung und ihres Zeitpunkts in der aktuellen Diskussion in Deutschland auch für die Epidemiologie überschätzt wird, zeigen aktuelle Veröffentlichungen der ECDC (ECDC 2020) und der WHO (WHO 2019). Hier finden sich differenzierte Angaben zur Häufigkeit der Masern in den letzten 12 Monaten (jeweils bezogen auf 1.000.000 Einwohner), sowie zu Durchimpfungsraten der ersten (MCV 1) und zweiten (MCV 2) Masernimpfung und deren jeweils empfohlenem Zeitpunkt (Update 16.02.2019).
Es fällt auf: zahlreiche Länder haben deutlich geringere MCV2-Impfquote als Deutschland und dennoch - bezogen auf ihre Einwohnerzahl - eine deutlich geringere Zahl von Masernfällen und teilweise die Masern-Elimination erreicht. Dies gilt unter anderem für Dänemark, Finnland, die Niederlande und Norwegen.
Es fällt auch auf: alle diese Länder impfen spürbar später, vor allem die MCV2. In den Niederlanden sind selbst nach dem neunten Lebensjahr viel weniger Kinder zweimal gegen Masern geimpft, als in Deutschland schon im sechsten trotzdem erkrankten dort 2018 viel weniger Menschen an Masern, als im vergleichsweise "besser", aber eben auch viel früher geimpften Deutschland (Näheres zur Anzahl der Masernimpfdosen s. hier, zum Impfzeitpunkt hier).
Und es fällt auf: die Anzahl der Länder in Europa, die die mystifizierten 95% Durchimpfungsrate für die MCV 2 der WHO erreichen, lässt sich fast an einer Hand abzählen (es sind 6...).
Und: anders als aktuell gerne behauptet ist Deutschland bei den Masern keineswegs Schlusslicht in Europa - es liegt mit seiner auf die Einwohnerzahl bezogenen Masernfallzahl auf Platz 10 von 30 - nicht rühmlich, aber: 8 der 9 Länder mit einer Masernimpfpflicht liegen (teilweise deutlich) dahinter...
Zu 6.
Das vermeintlich ultimative Argument für die Impfpflicht ist oft der notwendige Herdenschutz der Säuglinge, die ein besonders hohes Risiko haben, Jahre nach der Masernerkrankung an einer schleichenden, immer tödlichen Hirnentzündung, der so genannten Subakut sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) zu erkranken.
Die tatsächliche Häufigkeit dieser Komplikation ist unbekannt - RKI und WHO schätzen eine Häufigkeit von 1 bis 10 auf 10.000 bis 100.000 Erkrankte (WHO 2017, RKI 2010); da die SSPE aber erst Jahre (bis zu 25 Jahren) nach der Maserninfektion auftritt, sind diese Angaben mit einer Restunsicherheit behaftet. (Anders als z.B. verhältnismäßig banale Erkrankungen wie Windpocken ist die SSPE in Deutschland nicht meldepflichtig...).
Eine Untersuchung der Universität Würzburg aus dem Jahr 2013 (Schönberger 2013) kam hier zu sehr beunruhigenden Ergebnissen: ausgehend von den deutschen SSPE-Fällen der Jahre 2003 bis 2009 errechnet diese Studie ein Risiko für SSPE bei Masern innerhalb der ersten fünf Lebensjahre von 1:1700 bis 1:3300 - allerdings beruhen diese Zahlen nach der Einschätzung des industrieunabhängigen arznei-telegramm "auf mehreren Schätzungen, die miteinander verknüpft werden, und ist daher unseres Erachtens weniger zuverlässig" (at 2013). International werden die Würzburger Zahlen nicht ernst genommen - das WHO Position Paper zur Masernimpfung erschien 4 Jahre nach der Würzburger Studie und ignoriert diese völlig (WHO 2017). Einer britischen Untersuchung zufolge scheint das SSPE-Risiko umso höher zu sein, je jünger die betroffenen Masernkranken sind, das höchste Risiko scheint bei einer Masernerkrankung im ersten Lebensjahr zu bestehen (Miller 2004).
In Deutschland erkrankten zwischen 2001 und 2018 an Masern
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etwa 1200 Säuglinge
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etwa 26.000 Menschen insgesamt
Legt man also die internationalen Schätzungen von einem Fall von SSPE auf 10.000 - 100.000 Erkrankungen zu Grunde bedeutete dies für Deutschland, dass rein statistisch nicht einmal mit einem Fall von SSPE nach Säuglingsmasern zu rechnen wäre. Selbst bei Annahme der Würzburger Zahlen für Säuglinge blieben die SSPE-Fälle im betrachteten Zeitraum buchstäblich (fraglos tragische) Einzelfälle. Es stellt sich hier die Frage, ob angesichts der in Deutschland juristisch jedem Rechtsakt zu Grunde liegenden Verhältnismäßigkeit mit diesen Einzelschicksalen eine Grundrechtseinschränkung für Millionen für Menschen gerechtfertigt werden kann.
Zu 7.
Die gleiche Überlegung der Verhältnismäßigkeit stellt sich auch bei der Betrachtung der Todesfälle an Masern in Deutschland, denn auch mit diesen wird auch in der aktuellen Diskussion die Forerung nach einer Impfpflicht gerechtfertigt. In der aktuellen Diskussion werden hier gerne absolute Zahlen der WHO übernommen, wie viele Menschen weltweit jedes Jahr an Masern stürben. Für Länder wie Deutschland geht die WHO von einer Sterblichkeit von 1: 1000 bis 1 : 10.000 aus (WHO 2017)
Konkret sind in Deutschland folgende Sterbefälle erfasst (gbe-bund.de (RKI und DeStatis)).
Untersucht man diese Todesfälle näher, zeigt sich
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seit 2001 ist in D ein Säugling an Masern gestorben (2001)
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seit 2001 sind in D (inklusive dieses Säuglings) 7 Kinder unter 15 Jahren im Rahmen einer akuten Masernerkrankung gestorben.
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seit 2001 sind in D insgesamt 59 Menschen an der so genannten Subakut sklerosierenden Panenzephalitis SSPE verstorben - fast 25% dieser Todesfälle betrafen Menschen nicht-deutscher Herkunft. Dies ist deswegen nicht unerheblich, weil die Erhebungsstelle für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland ESPED bei einer Analyse der SSPE-Fälle in Deutschland schon früh auf einen hohen Anteil von Patienten mit Migrationshintergrund hinwies und die Möglichkeit, dass die verantwortliche Masernerkrankung unter Umständen im Ausland erworben worden sei. Darüber hinaus gibt es - lt. ESPED - ausländische Patienten mit SSPE die teilweise eigens zur Therapie der Erkrankung nach Deutschland gereist seien (ESPED 2007). Die ESPED selber kommt bei Ihren Studien zu einem noch deutlich höheren Anteil von Patienten mit Migrationshintergrund: bei ihrer Erhebung war dieser bei 12 von 17 Kindern mit SSPE vorhanden.
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(Die Analysen der Nationalität dienen ausschließlich dazu, den möglichen Effekt einer Masernimpfpflicht in Deutschland auf SSPE-Erkrankungen in Deutschland zu relativieren - denn Fallzahlen von Patienten, die ihre Masernerkrankung oder gar noch den Beginn der SSPE im Ausland durchlebt haben, würde von einer Masernimpfpflicht in Deutschland naturgemäß in keiner Weise verringert.)
Auch hier kann es nicht darum gehen, die tragischen Einzelschicksale zynisch zu ignorieren, sondern sie ethisch und juristisch auf Verhältnismäßigkeit angesichts der mittlerweile Gesetz gewordenen Einschränkung grundgesetzlich verbriefter Grundrechte für die Gesamtbevölkerung zu prüfen.
Ebenfalls nicht ignoriert werden darf hier, dass in Deutschland in den letzten 5 Jahren mindestens 2 Kinder nachweislich und vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlicht an der MMR-Impfung verstorben sind (Mentzer 2016) - weitere, dem PEI gemeldete Todesfälle nach MMR-Impfung konnten aufgrund unvollständiger Daten in ihrem Zusammenhang zur Impfung nicht abschließend beurteilt werden.
Literatur
arznei-telegramm 2013. Jahrgang 44, Nr. 10
Beier D. SIKO aktualisiert Impfempfehlungen bei Masern-Mumps-Röteln, Influenza, Hepatitis B und HPV. KVS-Mitteilung Heft 2/2017. Abruf 07.04.2019
BMG. 2019. Spahn offen für Impfpflicht. Abruf 29.03.2019
BZgA. 2019. Einstellungen, Wissen und Verhalten von Erwachsenen und Eltern gegenüber Impfungen – Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2018 zum Infektionsschutz. Abruf 15.01.2020
Dt. Ärzteblatt. 2019. Gesundheitsministerium begrüßt Debatte über Impfpflicht gegen Masern. Abruf 29.03.2019
ECDC. 2020. Monthly measles and rubella report. February 2020
ECDC. 2019a. Risk-Assessment - Who is at risk for measles in the EU/EAA. Stockholm 2019.
ESPED. 2007. ESPED-Jahresbericht 2007. Abruf 15.05.2019
Kutter S. 2015. Eine Masern-Impfpflicht wird nichts bringen. WirtschaftsWoche 24.02.2015. Abruf 30.03.2019
Löll C. 2011. Masern auf dem Weg zur Erwachsenen-Krankheit. Die Welt 25.10.2011. Abruf 30.03.2019
Mentzer D. 2016. Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen aus dem Jahr 2014. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit 2016 (2): 12-19. Abruf 24.05.2019
Schönberger K. PLoS ONE 8(7): e68909. doi:10.1371/journal.pone.0068909
Tagesschau. 2018. Masern-Ausbreitung alarmiert WHO. Abruf 29.03.2019
Takla A. 2014. Bull World Health Organ. 92:742–749
WHO. 2017. Measles Vaccines - WHO Position Paper - April 2017.
WHO. 2019. Progress towards measles elimination in the WHO European Region, 2009–2018. 18:213–224. Abruf 03.05.2019